Der Sylvensteinspeicher und das alte Dorf Fall
".... Der Sylvensteinspeicher - so benannt nach einer natürlichen Engstelle im oberern Isartal - staut neben der Isar auch deren Seitenzuflüsse Dürrach und Walchen auf. Dadurch entstand ein fjordartiger See, der sich so natürlich in die Berglandschaft einfügt, als sei er ein Relikt aus der Eiszeit.
Seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1959 dient der Speicher dem Hochwasserschutz und in Trockenzeiten der Niedrigwassererhöhung der Isar. Daneben hat er sich zu einem Anziehungspunkt für Naherholung und Fremdenverkehr entwickelt und erzeugt mit seinen Wasserkraftwerken umweltfreundlichen Strom. ...."
So steht es auf einer Informationstafel am Parkplatz am nördlichen Brückenende geschrieben.
Um auch gegen sogenannte Jahrhunderthochwasser gerüstet zu sein, wurde die Kapazität des Speichers mehrfach erhöht, so z.B. im Jahre 2012. Für die Bauarbeiten musste der Wasserspiegel über Monate hinweg kräftig abgesenkt werden, so wie es sonst nur in langen Trockenzeiten der Fall ist. Für Interessierte ist dies immer eine Gelegenheit nach Resten des alten Dorfes Fall Ausschau zu halten. Die Häuser und die Kapelle von Fall wurden im Laufe des Staudammbaus abgerissen, so dass lediglich deren Mauerreste in den Fluten des Stausees verschwunden sind. Im Sommer 2012 hat die Wasserspiegelabsenkung leider nicht ganz gereicht, um die Grundmauern der Gebäude freizugeben. Durch das Wasser konnte man aber den oberen Teil der Auffahrtsrampe zum rückwärtigen Teil des (von der Brücke aus gesehen) ersten Gebäudes (H 1) gerade noch erkennen. Für Wartungsarbeiten im Winter 2015/16 wurde der Wasserspiegel aber so weit abgesenkt, dass man die Grundmauern des sonst versunkenen Dorfes wieder sehen und auch begehen konnte. Leider war das wieder aufgetauchte Fall mit einer kräftigen Schlammschicht überzogen, so dass eine "Ortsbegehung" bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt recht "batzig" werden konnte. in der zweiten Märzhälfte 2016 waren die Arbeiten so weit abgeschlossen, dass man den Wasserspiegel wieder steigen ließ.Das alte Fall versank erneut (und vermutlich für sehr lange Zeit) in den Wassern des Stausees. Schon Mitte Mai 2016 liegt der Faller Hof (FH) wieder etwa 12 Meter unter Wasser.
So waren die Gebäude im alten Fall verteilt:
T: Trafohäuschen
H1: Das der Brücke am nächsten gelegene Gebäude (mit Auffahrtsrampe)
B: Beamtenhaus (dieses Gebäude wurde als letztes gesprengt, als es schon bis zum Obergeschoss im Wasser stand)
FH: Gasthof Faller Hof (mit Auffahrtsrampe)
J: Jägerhäusl
S: Schule
FA: Forsthaus
H2: Gebäude mit Auffahrtsrampe
F: Försterhäusl
K: Kapelle
P: Pfarrerhaus (mit dem großen vierteiligen Keller)
Das nächsten beiden Bilder zeige grob den Verlauf der Straßen bzw. Wege, sowie der Flüsse Isar und Dürrach, die kurz nach der Dürrachbrücke in einem Isarbogen zusammenfließen.
Die große Brücke - beliebtes Motiv bei so vielen Hobbyfotografen - wurde erst im Zuge des Staudammbaus errichtet. Vorher gab es lediglich eine kleine oben geschlossenne Holzbrücke. Durch die starke Absenkung des Wasserspiegels konnte man auch die Auflagestellen der alten Brücke auf beiden Seiten der Isar und zeitweise sogar die Spitze der tragenden Säule in etwa der Mitte der Brücke sehen.
Anfang August 2012 erreichte der Wasserspiegel den tiefsten Stand des Jahres. In Bild b) kann man die Auffahrtsrampe zu Haus Nr. 1 durch das Wasser schimmern sehen. Besonders gut zu erkennen ist der Standort (Betonplatte) des ehemaligen Trafohäuschens.
Wäre das zuletzt gesprengte Haus (Nr. 2) noch da, dann dürfte es (aus einem anderen Blickwinkel) etwa so aussehen:
In früheren Jahren gab es ähnlich tiefe oder noch niedrigere Wasserstände. Unwesentlich niedriger als im Sommer 2012 war der Pegelstand im Mai 2007. Tote Stümpfe längst gefällter Bäume sind stumme Zeugen der untergegangenen kleinen Welt. Selbst die Auffahrtsrampe zum ersten Haus durfte etwas Luft schnappen, zu sehen in Bild c) als kleiner Fleck vor der Landzunge.
Zwei Jahre zuvor, im August 2005, sah es ganz anders aus. Der Sylvensteinspeicher hatte Mühe, ein Hochwasser aufzufangen. Der Speicher war randvoll. Mit beeindruckenden Fontänen ergoss sich das abgelassene Wasser in die Isar unterhalb des Staudamms. In Bad Tölz wurden Uferwege und nahe gelegene Gebäude trotz des Sylvensteinspeichers vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen.
Ähnlich niedrige Wasserstände wie im Winter 2015/16 konnte man mehrfach in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts beobachten. Die Gebäudereste waren damals noch nicht so stark mit Schlamm überzogen. Bild a) zeigt die Überbleibsel von Haus H 1, die man trockenen Fußes erreichen konnte. Nicht weit entfernt (Bild b) sah man die Reste der alten Kapelle. Im Internet kursieren manchmal Gerüchte über den Turm der Faller Kirche, der ab und zu aus dem Wasser ragen würde. Reine Märchen.
Vom alten Dorf Fall gibt es eine Reihe interessanter historischer Aufnahmen. In diesem Beitrag wurden aus Urheberrechtsgünden jedoch nur eigene Bilder verwendet.